WAZ: Signal der Unabhängigkeit. Kommentar von Sabine Brendel

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der
Schuldenkrise eine weise Entscheidung gefällt. Ihr neuer
Chefvolkswirt ist erstmals kein Deutscher, aber auch kein Franzose.
Damit sendet EZB-Chef Mario Draghi ein deutliches und nötiges Zeichen
der Unabhängigkeit nach Berlin und Paris. Kanzlerin Merkel und
Präsident Sarkozy mögen enttäuscht sein. Aber um das Befinden der
zwei größten EU-Staaten geht es absolut nicht bei der Besetzung des
wichtigen EZB-Postens. Chefvolkswirt ist nun der Belgier Peter Praet.
Nicht nur fachlich gesehen ist der 62-Jährige eine gute Wahl. Die EZB
ist als oberste Euro-Währungshüterin per EU-Recht unabhängig von
politischen Begehrlichkeiten. An dieser Unabhängigkeit rütteln
Politiker aus Frankreich und anderen Euro-Staaten angesichts ihres
erfolglosen Kampfs gegen die Schulden. Ihr Argument: Die EZB hat die
Lizenz zum Gelddrucken – daher sollte sie stärker in den Krisenkampf
eingebunden werden. Doch die Politiker sollten sich darauf
konzentrieren, die Ursachen der Turbulenzen zu bekämpfen: hohe
Staatsschulden und eine hinterherhinkende Wirtschaft.

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