WAZ: SPD diskutiertüber Rente mit 67 – Unpopulär, aber richtig. Kommentar von Stefan Schulte

Die Rente mit 67 ist ein echtes Problem – für die
SPD. Ihr Ex-Chef Müntefering hat sie durchgeboxt, also ist es ihr
Ding. Das ist natürlich ungerecht, schließlich war es die Große
Koalition, die diesen wegen der Alterung unserer Gesellschaft
unausweichlichen Schritt gewagt hat. Doch wenn Linke und Grüne gegen
die Rente mit 67 wettern, zuckt die Union nur mit den Schultern.
Nicht ihr Problem. Die SPD muss sich entscheiden – steht sie nun
dazu, dass die Menschen länger arbeiten müssen, weil sie länger
leben? Oder distanziert sie sich einmal mehr von einer richtigen,
aber unpopulären Reform?

Gabriel streichelt die Parteiseele, wenn er sich demonstrativ um
die Beschäftigungschancen der Älteren sorgt. Nur: Keiner der heute
Älteren wird bis 67 arbeiten müssen. Die Reform und ihre
Rentenkürzungen treffen vor allem die mittlere Generation der
heutigen Vierziger. Wenn sie in 20 Jahren in Rente gehen, wird allen
Prognosen zufolge aus der Massen-Arbeitslosigkeit ein
Arbeitskräftemangel geworden sein. Den für 2012 geplanten Start der
Reform zu verschieben, wäre denkbar kurzsichtig. Wenn Gabriel sich um
die heute Älteren sorgt, sollte er Vorschläge machen, wie sich ihre
Chancen am Arbeitsmarkt kurzfristig verbessern lassen. Die Rente mit
67 hat damit nichts zu tun.

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