Ein Stahlkartell hat mindestens zehn Jahre lang die
Preise für die Bahnschienen in Deutschland bestimmt. Nach Recherchen
der Zeitungen der WAZ-Gruppe (Donnerstagausgabe) ist vor allem die
Deutsche Bahn durch die unerlaubten Preisabsprachen geschädigt
worden. Wie aus Unterlagen hervorgeht, die den Zeitungen vorliegen,
kaufte die Bahn bis zu 300.000 Tonnen Stahl im Jahr zu
Kartellpreisen. Die Staatsanwaltschaft Bochum und das
Bundeskartellamt ermitteln wegen des Verdachts auf
Ausschreibungsbetrug und unerlaubter Preisabsprachen gegen gut 30
Beschuldigte in zehn Unternehmen. Es droht eines der größten
Kartellverfahren der letzten Jahrzehnte. Erst vor wenigen Wochen flog
das Kartell auf.
Der WAZ-Gruppe liegen detaillierte Aufzeichnungen des Kartells für
mehrere Jahre vor. Alleine in einem Jahr, nämlich 2006, lassen
überzogene Abrechnungen auf Basis von Preisabsprachen einen Schaden
von bis zu 100 Millionen Euro vermuten. Dieses Geld hat die Bahn
zuviel für die Schienen bezahlt. Das Kartell nannte sich
„Schienenfreunde“ und existierte bis 2008. Der Gesamtschaden könnte
im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen.
Neben Voestalpine ist die Thyssen-Krupp-Tochterfirma GFT
Gleistechnik in Duisburg von dem Kartellverfahren betroffen.
Thyssen-Krupp hat mittlerweile Konsequenzen gezogen. Fast die gesamte
Führungsmannschaft der GfT Gleistechnik wurde mittlerweile
ausgetauscht. Zudem arbeitet das Unternehmen intensiv mit den
Ermittlungsbehörden zusammen. „Unser Interesse ist es, den Fall
schnell und umfassend aufzuklären“, sagte ein Unternehmenssprecher.
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