Das Taktieren vor den jährlichen
Honorarverhandlungen zwischen Praxisärzten und Kassen erinnert schwer
an Tarifverhandlungen in anderen Branchen. Mit dem feinen
Unterschied, dass Ärzte keine Angestellten, sondern Freiberufler
sind. Und dem ebenfalls nicht ganz unbedeutenden Umstand, dass sie
eben nicht in der freien Wirtschaft arbeiten, sondern aus einem
Sozialsystem bezahlt werden, von dessen gesunder Finanzierung vieles
abhängt in unserer Volkswirtschaft. Zu hohe Beiträge verteuern die
Arbeit und schaden damit der Wirtschaft. Allerdings müssen die
Beiträge auch hoch genug sein, um den Bürgern eine gute medizinische
Versorgung zu bieten – dies ist auch im Sinne der Volkswirtschaft. Es
gilt, jedes Jahr aufs Neue, die richtige Balance zu finden. Die
Maximalforderung von fünf Milliarden Euro ist heillos überzogen. Das
Abwinken der Kassen übliches Taktieren. Wirklich ungerecht und auch
ungerechtfertigt ist die Honorierung der Ärzte nach Himmelsrichtung.
Weder die Ärztelobby noch die Politik haben es bisher verstanden, den
starrsinnigen Regionalproporz zu beenden. Der Föderalismus ist nicht
in allen Belangen ein Segen.
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