Die Atomwirtschaft hat jahrelang für längere
Laufzeiten getrommelt und mit allerlei Tricks alte Meiler am Netz
gehalten – in der Hoffnung auf eine schwarz-gelbe Bundesregierung.
Die hat sie nun und sie wird längere Laufzeiten bekommen – nur nicht
umsonst. Das war von Anfang klar – eigentlich. Unabhängig von ihrer
energiepolitischen Brisanz sind Kernkraftwerke für die Konzerne heute
vor allem Gelddruckmaschinen. Lässt die Regierung sie länger laufen,
muss ein guter Teil der Gewinne abgeschöpft werden, um alternativen
Energien für die Postatomkraftzeit weiterzuentwickeln. Es wäre ein
schlechter Witz, ließe die Regierung die Konzerne selbst bestimmen,
welchen Preis sie dafür zahlen muss. Insofern könnte sie die Drohung
der Atomlobby, ihre Meiler sofort abzuschalten, als plumpe Erpressung
abtun. Könnte sie – verdingten sich nicht Politiker aus den eigenen
Reihen als Konzernsprecher. Der CDU-Mittelstands-Dauersprecher
Michael Fuchs macht seit Wochen die Presseerklärungen der
Energieriesen fast silbengetreu zu seinen Forderungen. Das macht es
Umweltminister Röttgen nicht eben leichter, einen Kompromiss zu
finden. Er pokert gegen die Industrie und seine eigenen
Parteifreunde. Helfen könnte ihm nur die Kanzlerin. Wenn sie wollte.
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