Es ist ein Stoff für Satiriker: Vermutlich ist es
eine dieser ganz großen Gemeinheiten, hinterlistig ersonnen in den
Chefetagen der Atom-Konzerne, dass die nun Strom aus Tschechien und
Frankreich einkaufen. Bloß um zu beweisen, dass wir in Deutschland
doch Strom importieren, dummerweise welchen aus Atommeilern und
Braunkohlekraftwerken, die hierzulande ebenfalls wenig beliebt sind.
Oder vielleicht liegt es am Wetter? In Frankreich soll–s ja früher
warm werden als hier. Der schlimmste aller Fälle wäre freilich, wenn
die bösen Energiekonzerne Recht behielten mit der Warnung: In
Deutschland abschalten, heißt Atomstrom einkaufen. Und was nun? Hat
nicht die Kanzlerin am Tag des Moratoriums gesagt, ein Atom-Import
dürfe nicht sein? Wohl wissend, dass eine Debatte nach dem Motto „Wir
steigen aus, und halten mit unserer Nachfrage die hübschen
tschechischen Meiler am Leben“ kaum verfängt. Es ist an der Zeit,
dass sich die Regierung ehrlich macht. Man kann politisch gewollt
sicher früher aussteigen. Je früher, desto brutaler muss Berlin den
Netzausbau erzwingen, weil ohne Stromnetz die Windenergie nicht im
Süden ankommt. Sodann ist die Frage zu beantworten, woher der
Dauerstrom kommen soll, den die Industrie nutzt. Und schließlich
möchte man wissen, was das kostet. Stattdessen war Abschalten
angesagt – und der Import von Atomstrom.
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