Im Ruhrgebiet werden künftig weniger Akademiker
arbeiten. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Studie der
Wirtschaftsberatung PriceWaterhouseCoopers, die den Zeitungen der
WAZ-Gruppe vorliegt (Mittwochausgabe). Ein Grund für den Schwund der
Hochqualifizierten sei das bundesweite Image der einstigen Kohle- und
Bergbau-Region. Das bedeute aber nicht, dass die „Lichter am
Wirtschaftsstandort ausgehen“, betont der Leiter der Essener
Niederlassung, Lutz Granderath. „Hier wird weiter auf hohem Niveau
produziert werden.“
Trotzdem dürften Wirtschaft und Politik den Akademikerschwund
nicht ignorieren. „Das wird eine enorme Herausforderung werden für
die Region und die Unternehmen“, sagte Granderath. „Mit einer Lehre
lässt es sich im Ruhrgebiet auch leben, aber Innovationen als
Wachstumstreiber finden woanders statt.“ Hochqualifizierte seien
mobiler. Daher gingen Akademiker stärker in Regionen in Deutschland,
die einen besseren Ruf hätten als das Revier – in den Großraum
München, die Rhein-Neckar-Region oder den Frankfurter Raum. Das –
zusammen mit der bundesweit sinkenden Bevölkerungszahl – habe Folgen
für das Revier: „Der Bedarf an Hochqualifizierten wie Akademikern,
aber auch Facharbeitern und Meistern, wird nicht gedeckt werden
können.“
Der Akademikerschwund wird aus Sicht der Wirtschaft weniger große
Konzerne mit bekannten Namen wie ThyssenKrupp oder RWE treffen.
Schwieriger sei es für kleine und mittelständische Firmen, Akademiker
anzulocken, sagte der Chef des NRW-Verbands der
Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaften, Jürgen
Schnitzmeier. Das Revier buhle nicht nur mit Süddeutschland um
Hochqualifizierte, sondern auch mit anderen Regionen in NRW wie
Düsseldorf, Aachen und Münster.
Um das Ruhrgebiet attraktiver zu machen, fordert der Chef der
Ruhr-SPD, Frank Baranowski, bessere Rahmenbedingungen. Firmen sollten
sich noch stärker engagieren, zum Beispiel beim Sponsoring von
Kulturveranstaltungen oder bei der Einrichtung von
Betriebskindergärten, sagte der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen.
„Zudem ist eine gute Bildung vom Kindergarten bis zum Schulabschluss
wichtig.“
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