Bashar al-Assad hat sich nicht um die Macht in
Syrien gerissen. Er lebte als Augenarzt in London, als klar wurde,
dass er das Regime in Damaskus von seinem kranken Vater übernehmen
sollte. Er fügte sich. Lange galt der schüchtern wirkende Mann, der
eine moderne Frau an seiner Seite hat, als großer Hoffnungsträger für
ein neues, ein offenes Syrien. Selten hat eine Hoffnung so getrogen.
Inzwischen klingt der 46-Jährige wie eine billige Kopie des libyschen
Ex-Machthabers Gaddafi, wenn er das eigene Volk beschimpft, das
Ausland bezichtigt, hinter dem Aufstand zu stecken.
Assad klammert sich an die Macht wie ein Ertrinkender an einen
Rettungsring. Doch sein Regime taumelt dem Untergang entgegen. Ein
Zurück gibt es längst nicht mehr. Und ein blutiger Bürgerkrieg
scheint unausweichlich. Assad hatte nie vor, Kompromisse zu machen.
Die Reformen, die er immer wieder ankündigt, sind nichts anderes als
eine Beruhigungspille, die das Volk aber längst nicht mehr schluckt.
Und je länger diese Tragödie dauert, um so deutlicher wird das
peinliche Schweigen, mit dem die Welt dem Töten zusieht.
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