Die Lebenserwartung ist im Ruhrgebiet
vergleichsweise kurz. Das ist richtig, und mit diesen Worten könnte
auch eine der alten Geschichten über das düstere, arme, abgehängte
Revier beginnen. Solche Geschichten will aber keiner hören. Wir
wissen ja, wie viele schöne Ecken es in unserem Revier gibt. Gern
wird gerade an die berühmte Brandt-Rede vor 50 Jahren erinnert, an
dessen Vision vom „blauen Himmel“. Der Himmel ist blauer, und die
Ruhris leben heute länger als vor 20 oder 30 Jahren. In Dortmund,
Herne, Duisburg kann man steinalt werden und die
Lebenserwartungs-Statistik in die Tonne kloppen.
Es lässt sich gut leben in diesem Ruhrgebiet, oder? Und dennoch
gibt es diese andere Wahrheit: Dass die Lebenserwartung hier zwar
steigt, aber nicht so deutlich wie im Münsterland oder am Rhein. Dass
es im Ruhrgebiet Wohnquartiere und Gegenden gibt, die eher – sagen
wir es mal so klar – an Zustände in Entwicklungsländern erinnern.
Die niedrige Lebenserwartung ist kein Problem von Städten, sondern
eines von Stadtteilen. In Teilen ist das Revier so düster, so arm, so
abgehängt, dass es leider nur noch von der Wiederauferstehung träumen
kann.
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