WAZ: Thyssen-Krupp in rauer See – KOmmentar von Thomas Wels

Die Feierlichkeiten sind beendet. Zwei Wochen ist es
her, als in der Villa Hügel das 200-jährige Jubiläum der
Krupp-Gründung gefeiert wurde. Jetzt holt Thyssen-Krupp die jüngere
Geschichte mit einem Donnerhall ein. Das Desaster in Brasilien nimmt
kein Ende, das Stahlwerk in den brasilianischen Mangroven-Sümpfen
verbrennt eine Milliarde nach der anderen. Statt 1,3 Milliarden
kostete es acht; so richtig in Gang kommt es nicht, weil die Oberen
die Chinesen ran ließen statt die konzerneigene Premiumtochter Uhde,
und weil nun die Nachfrage aus den USA ausbleibt. Stahlwerk, Sumpf,
China-Kokerei – war da keiner, der aufpasst? Berthold Beitz, der
Ehrenaufsichtsratschef, war dagegen. Das Management um Ekkehard
Schulz hat ihn umgestimmt. Thyssen-Krupp steckt in Schwierigkeiten.
Die Schuldenlast drückt und schränkt die Handlungsfähigkeit ein.
Heinrich Hiesingers Strategie, über Verkäufe den Tanker Richtung
asiatische Technologiemärkte zu steuern, gerät durch die Finanzkrise
in Gefahr. Es sind schlechte Zeiten für Unternehmensverkäufe.
Krisenmanagement ist angesagt. Die Abschreibungen sind ein Anfang.

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