WAZ: Thyssen Krupp kehrt zurück – Willkommen daheim – Leitartikel von Ulrich Reitz

Thyssen-Krupp kehrt zurück nach Essen, ein
historischer Tag, nicht im oft arg bemühten Wortsinne, sondern dieses
Mal ganz echt. 1811 fing hier Friedrich Krupp experimentell das
Gussstahlkochen an, das hutzelige „Stammhaus“ der Familie, im
Weltkrieg ausgebombt, Anfang der sechziger Jahre weitgehend
originalgetreu aufgebaut, zeugt davon. Mit dem neuen Ensemble setzt
der Konzern ein dreifaches Ausrufezeichen. Er bekennt sich, obwohl
doch globalisiertes Weltunternehmen, zur eigenen lokalen Essener
(Erfolgs)Geschichte. Heimat und Internationalität schließen sich
nicht nur nicht aus; vielleicht ist die historische Verwurzelung erst
die Voraussetzung für die Expansion ohne Grenzen. Er streicht die
Grenze zwischen old und new economy. Es ist eben doch nicht alles
digital und es gibt auch noch etwas anderes als eine völlig
abgehobene Finanzindustrie und das Internet. Und Stahl ist kein
Werkstoff von gestern, sondern einer von morgen. Er demonstriert den
Strukturwandel. Wo früher Arbeiter in schmutzigen Hallen schwitzten,
denken heute Akademiker in einer sozusagen weltoffenen Architektur,
die für das gesamte Ruhrgebiet international Maßstäbe setzt und
hoffentlich viele Menschen anlockt. Bertold Beitz sei Dank.

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