WAZ: Totgesagte leben länger. Kommentar von Sven Frohwein zum Handelsabkommen

Eine längst totgesagte Organisation meldet sich mit
einem Paukenschlag zurück: Die Welthandelsorganisation WTO lebt noch
– und sie ist handlungsfähig. Dabei hatte der Ruf der 1995 in Genf
gegründeten Organisation in den letzten Jahren massiv gelitten. Zu
schwerfällig sei sie, um auf die Bedürfnisse eines weltweit
vernetzten Handels angemessen und vor allem zeitnah reagieren zu
können. Zu viele Köche, so die Meinung zahlreicher Ökonomen,
verdarben über einen langen Zeitraum den Brei. Mit der Erweiterung
des „Information Technology Agreement“ belehrt die WTO ihre Kritiker
eines Besseren. Fast jedes wichtige IT-Handelsgut listet die
Neufassung des fast 20 Jahre alten Abkommens auf. Und macht den Weg
frei für einen noch einfacheren Handel mit Produkten der
Informationstechnologie. Deutschland und Europa müssen deshalb aber
nicht fürchten, von billiger Elektronik aus Fernost überschwemmt zu
werden. Bei den meisten Elektrogebrauchsgütern wird sich nicht viel
ändern. Auf Smartphones oder Computer wird schon heute EU-weit kein
Zoll mehr fällig. Bei einigen Geräten dürften zusätzliche Rabatte
aber drin sein. Vor allem aber profitieren Firmen, die hier
produzieren oder zumindest ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Sie
können Bauteile günstiger einkaufen, was wiederum ihre Produkte
erschwinglicher macht. Das stärkt Deutschlands Position als
Exportland. Und nebenbei schafft das vielleicht sogar noch Jobs.

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