WAZ: Unruhige Zeiten für Hiesinger – Kommentar von Ulf Meinke zu Thyssen-Krupp

Fast sieben Jahre lang steht Heinrich Hiesinger
mittlerweile als Vorstandschef an der Spitze von Thyssen-Krupp. Der
Manager aus Baden-Württemberg, der von Siemens ins Ruhrgebiet kam,
hat den Essener Traditionskonzern aus einer existenziellen Krise
geführt und in schweren Zeiten stabilisiert. Nervenstark und
beharrlich arbeitet Hiesinger nun an seinem Plan, aus Thyssen-Krupp
einen schlagkräftigen Industrie- und Technologiekonzern zu formen. Am
Ziel ist Hiesinger nicht.

Das stellt die Geduld insbesondere jener Investoren auf die Probe,
die an kurzfristiger Gewinn- und Aktienkursmaximierung orientiert
sind. Insbesondere der umtriebige Großaktionär Cevian setzt Hiesinger
zunehmend unter Druck, kritisiert mickrige Margen und bringt eine
Zerschlagung ins Gespräch – die lukrative Aufzugsparte könnte zu Geld
gemacht werden. Auf der anderen Seite bekommt Hiesinger Gegenwind von
der Gewerkschaft, die sich mit einer Ausgliederung der Stahlsparte
verständlicherweise äußerst schwertut. Dass bald die Belegschaft über
die geplante Stahlfusion abstimmen soll, ruft Fragen nach einem
möglichen Scheitern des Deals mit Tata hervor. Hiesinger ist
erkennbar um einen Ausgleich der Interessen bemüht. Dennoch dürfte es
nicht leicht für ihn werden, wieder Ruhe in die Firma zu bringen.

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