WAZ: Verdi fordert, die Städte stöhnen. Kommentar von Kai Wiedermann

Vor fünf Tagen erst hatte Verdi-Chef Frank Bsirske
die Arbeitgeber gewarnt: Er rechne mit einer hohen
Streikbereitschaft, sollte es nicht zu einer angemessenen
Lohnsteigerung im öffentlichen Dienst kommen. Jetzt, da die erste
Verhandlungsrunde enttäuschend verlaufen sei, erhöht die Gewerkschaft
den Druck.

Dass Verdi im Ruhrgebiet die Warnstreiks im Öffentlichen
Nahverkehr beginnt, ist aus Sicht der Gewerkschaft normal. Wenn das
Revier erst stillsteht, tut–s so richtig weh. Und das soll es.

Die Forderung der Gewerkschaft nach 6,5 Prozent mehr Lohn ist
ambitioniert, aber keine Fantasterei. Sie fordert das, was auch die
Metaller fordern – damit die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
Anschluss halten. Das wahre Problem der aktuellen
Tarifauseinandersetzung geht tiefer. Denn der gewöhnliche Streit ums
Geld legt einmal mehr die Probleme von Städten und Gemeinden offen.
Sie wollen ja mehr zahlen, sie können aber nicht. Sie sind mit fast
130 Milliarden Euro verschuldet. Viele Kommunen sparen, dass es
quietscht.

Es steht zu befürchten, dass in Kürze an vielen Tagen die Busse
nicht fahren und der Müll liegen bleibt. Die Stadtfinanzen sind aus
dem Lot geraten. An der Reparatur ist die Politik bisher gescheitert.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Weitere Informationen unter:
http://