WAZ: Verdi wirft Kaufhof und Real Missmanagement vor

Die Gewerkschaft Verdi hat die zunehmende
Tarifflucht im Einzelhandel scharf kritisiert und Handelsriesen wie
Kaufhof und Metro Missmanagement vorgeworfen. Für den Erfolg seien
Sortiment, Preise und das Reagieren auf die Konkurrenz entscheidend,
nicht die Löhne, sagte Verdi-Vorstand Stefanie Nutzenberger der
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe). Zur Klage
von Kaufhof und der Metro-Tochter Real, die Tariflöhne seien zu hoch,
sagte sie: „Eine Forderung nach Lohnabsenkung hin zu Lohndumping ist
aus unserer Erfahrung meist die Folge von Managementfehlern.“

Zu den Problemen bei Galeria Kaufhof, die zu Gesprächen über einen
Sanierungstarifvertrag führen, sagte Nutzenberger: „Das
Kaufhof-Management hat grobe Fehler gemacht. Dazu gehört die
Fehleinschätzung, dass man durch Personalabbau das Unternehmen nach
vorne bringt.“

Von der Metro-Tochter Real, die ihre Beschäftigten ausgegliedert
und damit aus dem Tarif genommen hat, forderte sie „ein Konzept für
die Zukunft, um mehr Umsatz zu machen und am Markt zu bestehen“. Bis
zu 40 Prozent Lohnkosten sparen zu wollen, sei dagegen „eine plumpe
Forderung zu Lasten der Beschäftigen und kein Konzept“.

Im deutschen Einzelhandel gebe es aktuell „massiven Verdrängungs-
und Vernichtungswettbewerb, ausufernde Öffnungszeiten, Preiskriege
und die Tendenz der Unternehmen, immer mehr Personalkosten zu
sparen“, sagte Nutzenberger, „und die Politik schaut dabei weg“. Sie
fordert, die Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären. „Wir
kämpfen seit Jahren dafür, dass die Tarife wirklich für alle
Beschäftigten der Branche gelten. Das ist existenziell gegen
Altersarmut und gegen den Verdrängungswettbewerb.“

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