Es ist zu wünschen, dass der Anschlag von Tucson die
politischen Lager Amerikas zur Besinnung kommen lässt. Schier
unversöhnlich stehen sich Befürworter und Gegner der Politik Barack
Obamas nicht nur im Kongress gegenüber. Die Nation selbst ist
gespalten wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung haben die ideologischen
Scharfmacher, die ihre Foren in Radio und Fernsehen vor einem
Millionenpublikum nutzen, um genüsslich zu zündeln. Der politische
Diskurs in Amerika hat schon seit längerem streckenweise jeden
rationalen Rahmen verlassen. Hasstiraden, unmissverständliche
Aufforderungen, „nachzuladen“, gehören zum Vokabular der politischen
Auseinandersetzung, ohne dass einer „Halt“ ruft. Die
Handgreiflichkeiten und Schlägereien im letzten Jahr auf Bürgerforen
insbesondere zur umkämpften Gesundheitsreform waren ein Zeichen, wie
sich Aggressivität und Vernichtungswille zunehmend hochschaukeln. Und
auch der letzte raue Kongress-Wahlkampf war alles andere als ein
Vorbild für das Ringen unter Demokraten. Dass ein Wirrkopf die
Hassparolen ernst nimmt, ist eine Erfahrung, die Amerika nicht zum
ersten Mal macht.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de