WAZ: Verletzende Provokation. Kommentar von Matthias Korfmann

Rechtsextremisten lassen Juden in einer deutschen
Stadt zählen – das hört sich so unglaublich, so abscheulich an, dass
man am Wahrheitsgehalt der Nachricht zweifeln möchte. Aber sie
stimmt. In Dortmund experimentieren Neonazis seit Jahren, wie weit
sich die Demokratie von ihnen vergewaltigen lässt. Sie wollten schon
in „Stadtschutz“-T-Shirts ein bisschen SA spielen, und nun versuchen
sie bewusst das Ungeheuerliche.

Politische Provokationen können subtil sein. Oder offen und
direkt. Diese ist: verletzend und böse. Muss man über das Böse
berichten? Nicht unbedingt. Aber diese Tat trifft so tief ins Herz
des aufrechten Menschen, dass er gar nicht schweigen kann. Juden
zählen. Immerhin lehrt uns das etwas: Dass die Urheber solcher
Provokationen ganz offenbar in der direkten Nachfolge jener stehen,
die Millionen Menschen erniedrigt, gequält und ermordet haben. Die
sind wieder da.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de