Im Berliner Szene-Stadtteil Friedrichshain gab es am
Montag eine traurige Premiere: Unbekannte Täter haben mehrere
Brandsätze in eine Polizeiwache geschleudert. Ein Fensterputzer, der
zufällig vor Ort war, konnte in letzter Minute vor den Flammen
gerettet werden. Sicher, Berlin ist nicht die Republik. Und doch
weist der in dieser Form beispiellose Fall auf eine gefährliche
Tendenz hin. Die Akzeptanz des Gewaltmonopols des Staates schwindet.
Staatsverachtung und Respektlosigkeit gegenüber den Institutionen
macht sich breit in der Republik.
Das Resultat erzeugt Unbehagen. Dienstunfähig geprügelte Beamte,
und das nicht nur im Rahmen von großen Demonstrationen von Links- wie
Rechtsextremisten, kennt mittlerweile nahezu jede Wache. Dem Phänomen
allein mit höheren Freiheitsstrafen beikommen zu wollen, wird nicht
gelingen. Ausrüstung und Personalstärke der Polizei sind neu zu
bewerten. Die Gesellschaft selbst darf nicht mit Gleichgültigkeit und
Weggucken reagieren, wenn Ordnungshüter zu Freiwild erklärt werden.
Nicht selten halten die Beamten nur für ungelöste Konflikte mit hoher
sozialer Sprengkraft den Kopf hin.
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