WAZ: Verteilungskampf um den Strom. Kommentar von Tobias Bolsmann

Spätestens mit der Forderung nach Strom zum
Nulltarif durch den Bund der Energieverbraucher offenbart sich: Die
Energiewende bedeutet nicht nur einen radikalen Umbau der
Stromversorgung, sie führt auch zu einem Verteilungskampf, denn
niemand will für die Kosten aufkommen. Steigende Strompreise? „Wir
nicht“, hat in den vergangenen Monaten die Industrie gerufen.
Argumentation: Wird die Kilowattstunde teurer, sinkt die
Wettbewerbsfähigkeit – und damit stehen die Arbeitsplätze auf dem
Spiel. „Wir nicht“, sagen auch Verbraucherorganisationen,
stellvertretend für den normalen Haushaltskunden. Längst ist von
„Energiearmut“ die Rede. Gemeint ist: Armut durch teure Energie. Doch
die Preise dürften weiter steigen. Wegen der Kosten für den
Netzausbau – und wegen der Ökostromumlage. An dieser Stelle wird der
Verteilungskampf besonders deutlich: Wer es sich leisten kann,
schraubt sich Photovoltaikplatten aufs Dach – subventioniert von
allen Stromkunden. „Wir nicht“, werden die Energieunternehmen
angesichts der Forderung nach Gratisstrom sagen und auf ihr ohnehin
durchgerütteltes Geschäftsmodell verweisen. So soll der Staat helfen.
Das ist der Steuerzahler – also „Wir“.

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