WAZ: Was Schüler wissen müssen – Kommentar von Christopher Onkelbach

Was sollen die Schüler denn noch alles lernen?
Wirtschaft auf jeden Fall, fordert die Wirtschaft. Gentechnik muss
sein, sagen die Biologen, die Philologen pochen auf die Klassiker,
auch die alten Griechen gehören unbedingt in den Lehrplan. Latein
sowieso und möglichst zwei weitere Fremdsprachen. Dazu noch Stoff
über gesunde Ernährung, Sport, ein Instrument, Kunst und der
Schulchor. Nicht zu reden von freiwilligen Schulprojekten, dem
Schwimmverein oder einem Auslandsjahr. Und das alles im Turbo-Tempo
bis zum Abitur. Schon Zehnjährige haben oft eine 40-Stunden-Woche.
Nun beklagt Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die Kinder
wüssten nicht, wie viele Eier ein Huhn pro Tag legen kann oder wie
viel Milch eine Kuh liefert. Müssen sie das wissen? Dass die meisten
stattdessen alle Auto- oder Handymarken kennen, ist dem modernen
Alltag geschuldet. Hier aber wird es brenzlig. Wer sich im Internet
tummelt und nicht weiß, was mit seinen Daten geschehen kann, wird
leicht zum Opfer. Diese Unkenntnis kann ausgenutzt werden, etwa durch
den Handel mit Daten oder durch einen Dschungel von Handy-Tarifen,
der junge Kunden in teure Verträge treibt. Verbraucherbildung sollte
also ein Teil des Schulunterrichts sein, nur müsste man sich dann
darauf einigen, was dafür wegfallen kann.

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