WAZ: Washington hat das Sagen – Opel, die Staatsfirma – Leitartikel von Thomas Wels

Jetzt also doch. Im Nachhinein gibt General Motors
dem Bundeswirtschaftsminister Recht – und lässt die Kanzlerin wie
auch die Ministerpräsidenten der Opel-Länder krachend gegen die Wand
sausen, die zuletzt noch einen am Ufer liegenden Ertrinkenden retten
wollten. Der US-Konzern kann Opel ohne Absicherung mit Staatsknete
sanieren. Wer wollte da als Steuerzahler dem liberalen
Wirtschaftsminister nicht gratulieren? Die Konzern-Oberen in den USA
haben damit einmal mehr ein unwürdiges Spiel mit der Politik und
allen voran den Arbeitnehmern getrieben. Die jedenfalls ließ GM im
Glauben, ihre Jobs seien ohne Bürgschaft in Gefahr. Nur: Wer jetzt
die Naivität deutscher Politik in diesem Hartholz-Poker kritisieren
will, läuft Gefahr, erneut auf die Gegenspur zu geraten. Versprechen
aus den USA hatten bislang die Halbwertszeit von Öko-Joghurt. Detroit
wird sich durch nichts beirren lassen, 17 Werke wurden geschlossen.
Daher sei ein Zwischenruf in die Feierlichkeiten einer vermeintlich
wiederauferstandenen Marktwirschaft erlaubt: Jetzt trägt GM als
Eigentümer die Verantwortung für Opel. GM, der Staatskonzern. Das
Sagen hat Washington. Berlin wie Düsseldorf haben nichts mitzureden.
Das kann man jetzt begrüßen, aber später nicht mehr bejammern.

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