Das Phänomen nennt sich Phantom-Anruf. Jemand hat
das Gefühl, sein Handy klingelt oder vibriert, aber tatsächlich gab
es weder einen Anruf noch eine SMS. Fast jedem dritten Handybesitzer
soll diese Empfindung bekannt sein. Rein psychologisch lässt sich die
Sache durchaus erklären: Wenn Menschen eine Situation deuten, gehen
sie in der Regel vom wahrscheinlichsten Fall aus. Steckt das Handy in
der Jackentasche und dort bewegt sich etwas, muss es also das
vibrierende Handy gewesen sein. Was denn sonst? Schließlich kommen
doch dauernd Anrufe oder Kurznachrichten an.
Hinter dem Phänomen Phantom-Anruf steckt wohl auch die Angst,
etwas verpassen zu können. Und diese Angst kann Stress erzeugen.
Permanent übers Handy erreichbar zu sein, ist ein Segen, aber auch
ein Fluch. Wer die Kommunikation liebt, hat es zunächst einmal
leichter als je zuvor. Doch manche Menschen werden von der nie
dagewesenen Informationsflut zunehmend überfordert.
Die Grenzen zwischen Job und Privatleben verschwimmen immer mehr.
Mittlerweile sind die meisten Menschen auch außerhalb ihrer regulären
Arbeitszeit für Kunden, Kollegen oder Chefs erreichbar. Da fällt es
schwer, (das Handy) abzuschalten. Ist es nicht paradox?
Wahrscheinlich wird es bald der wahre Luxus sein, ein paar Tage oder
sogar ganz auf das Handy verzichten zu können.
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