WAZ: Wenn die Großen zu viel spinnen – Kommentar von Matthias Korfmann

Sind 75 Ferientage im Jahr zu viel? Müssen
Sommerferien sechs Wochen lang sein? Von Zeit zu Zeit gehören alle
Traditionen auf den Prüfstand. Und es ist legitim, solche Fragen zu
stellen. Es sind übrigens immer die Großen, die diese Dinge in Frage
stellen. Die Kleinen müssen dann mit der Antwort leben. Die Großen
haben auch schon gefragt: Wäre es nicht besser, die Gymnasialzeit zu
verkürzen? Oder: Warum schicken wir sie nicht schon mit 5 in die
Schule? Oder: Wollen wir nicht ein paar neue Schulformen erfinden?
Die Kleinen machen das ja alles mit. Sie gehen mit 5 oder nun wieder
mit 6 in die Schule. Sie besuchen Gymnasien, Grund-, Haupt-, Real-,
Gesamt-, Sekundar- oder Gemeinschaftsschulen. Sie entscheiden sich in
der 6. Klasse für Latein oder Französisch, lernen „ganztags“, abends
und am Wochenende, und sie verzichten auf den Sportverein „Keine
Zeit, bedaure!“ Kinder ertragen ja alles. Sogar Pädagogen, die von
Smartphones keine Ahnung haben, und Pausenbrote mit vegetarischem
Aufstrich. Aber wenn ihnen einer an die Ferien will, dann sagen sie:
Du spinnst ja! Und Kindermund tut Wahrheit kund.

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