Als Doris Schröder-Köpf vor 15 Monaten in den
Karstadt-Aufsichtsrat berufen wurde, rühmte sich der
Warenhauskonzern, die Zahl der weiblichen Aufseher auf 40 Prozent
aufgestockt zu haben. Das stand dem Unternehmen, das gerade ein
Insolvenzverfahren hinter sich gebracht hatte, sicherlich gut zu
Gesicht. Schließlich kaufen viele Frauen bei Karstadt. Doch was
befähigte die Altkanzler-Gattin und gelernte Journalistin überhaupt,
diesen Konzern mit 25.000 Mitarbeitern zu kontrollieren? Eine Frage,
die sich am Donnerstag auch Brigitte Piëch gefallen lassen musste,
als sie auf der Hauptversammlung für den VW-Aufsichtsrat kandidierte.
Die Frau des Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch ist ausgebildete
Kindergärtnerin und Erzieherin. Frauen haben es offenbar immer noch
schwerer, sich in Top-Gremien von Konzernen zu behaupten. Bei einem
Gerhard Cromme etwa stellt niemand die Frage, wie er seine fünf
Aufsichtsratsmandate ausfüllen kann. Die Aufseher tragen eine hohe
Verantwortung im Konzern. Sie müssen ihre Kontrollfunktion ausüben
können. Ihre Herkunft spielt dabei keine Rolle.
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