WAZ: Westerwelles Erfolg – Kommentar von Walter Bau

Kompliziert sei die Angelegenheit gewesen, sagte
Außenminister Guido Westerwelle, nachdem er gestern zusammen mit den
beiden deutschen Journalisten aus Teheran zurückgekehrt war. Man darf
das wohl als zurückhaltende Untertreibung bezeichnen. Tatsächlich
endete mit der Freilassung und der Ausreise der Reporter ein
monatelanger Nervenkrieg zwischen Berlin und Teheran – für die
Betroffenen und ihre Angehörigen gottlob mit glücklichem Ausgang.
Dies ist auch ein Erfolg des Außenministers – ein Erfolg, den der in
den letzten Monaten politisch arg gebeutelte Liberale, der noch vor
wenigen Wochen kurz vor dem Rücktritt zu stehen schien, dringend
brauchte. Weitgehend geräuschlos, geduldig aber letztlich effizient –
genau so, wie Diplomatie in derartigen Fällen funktionieren soll –
bewältigte Westerwelles Ministerium die brisante Affäre. Dass
Westerwelle für die Freilassung der zwei Journalisten den politisch
auf internationaler Ebene weitgehend geächteten Machthabern in
Teheran die Hand schütteln musste, ist als politischer Preis für die
Freilassung zu verbuchen. Am Ergebnis gemessen, kein zu hoher Preis.

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