WAZ: Wichtige Erfahrung – Kommentar von Sibylle Raudies

Es ist absurd: Einerseits ist sich alle Welt einig,
dass Auslandsaufenthalte Schülern gut tun. Sie werden
selbstständiger, lernen im familiären Umfeld andere Kulturen aus der
Innensicht kennen und verstehen, beherrschen am Ende zudem eine
Fremdsprache perfekt: alles Qualifikationen, die nicht nur
Arbeitgeber aller Couleur in unserer globalisierten Welt extrem hoch
schätzen. Die Erfahrungen an der Schwelle zum Erwachsensein stärken
in aller Regel auch die Persönlichkeit des Schülers nachhaltig. Dass
die Schulzeitverkürzung die Heranwachsenden dieser wertvollen
Erfahrungen berauben könnte, scheint niemand bedacht zu haben. Die
Konditionen wurden einfach den neuen Zeitplänen angepasst, ohne zu
bedenken, wie viel ein Jahr in der Entwicklung eines Pubertierenden
ausmacht. Dass Eltern ihre Kinder im Zweifelsfall eher daheim
behalten, um sie nicht zu überfordern, ist verständlich und oft auch
sinnvoll. Aber solange die Politik keine Alternative bietet, sollte
die Beurlaubung ein Jahr später zumindest eine Überlegung wert sein.
Verschenkt ist so ein Auslandsjahr ganz sicher nicht. Und
Klassenkameraden gibt es danach im Kurssystem sowieso nicht mehr.

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