WAZ: Wirtschaft fühlt sich allein gelassen – Kommentar von Frank Meßing zum Ruhrlagebericht

Keine andere Region Deutschlands hängt so stark von
Energiepreisen ab wie das Ruhrgebiet. Allein in Duisburg und am
Niederrhein mit den großen Stahl- und Chemie-Werken werden rund 13
Prozent der industriellen Energie in Deutschland verbraucht. Der
drastisch gesunkene Ölpreis verschafft den Unternehmen zunächst
einmal Luft. Sie frieren ihre Pläne ein, Investitionen und
Produktionen ins Ausland zu verlagern. Wie lange Rohöl, Sprit und
Heizöl so billig bleiben werden, ist aber völlig offen.

Die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage der Kammern zeigen, wie
kurzlebig Stimmungen und Erwartungen in der Wirtschaft geworden sind.
Vor einem Jahr noch erschienen Abwanderungen als reales Szenario.

Viele andere Probleme, mit denen speziell die Ruhrwirtschaft zu
kämpfen hat, aber bleiben. Der Strompreis trifft sie mehr als andere.
Hinzu kommen hohe Gewerbesteuern, Schwächen bei der Infrastruktur und
eine zunehmende Knappheit von Industrieflächen, die
Betriebserweiterungen und Neuansiedlungen erschweren. Die
Ruhrwirtschaft fühlt sich von der Politik allein gelassen. Der
Hilferuf sollte nicht unerhört bleiben.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de