WAZ: Zeit für die Pflege – Kommentar von Julia Emmrich

Es gibt Gesetze, die sind gut. Und es gibt solche,
die sind bloß gut gemeint. Wer per Gesetz regeln will, wie die Pflege
am Lebensende aussehen soll, landet zwangsläufig beim gut Gemeinten.
Das ist kein Plädoyer fürs Hände-in-den-Schoß-legen. Das ist ein
Plädoyer gegen falsches Triumphgeschrei. Denn Gesetze in diesem
Bereich können nur Krücken sein. Das liegt daran, dass diese Gesetze
heute ersetzen müssen, was sich in früheren Zeiten nicht immer
besser, aber ohne den Staat regelte. Früher, als die demografischen
Verhältnisse anders und die pflegende Schwiegertochter zur Stelle
waren. Die Deutschen bekommen heute von Schwarz-Gelb ein
Pflege-Teilzeitmodell, das vielleicht ein paar Hunderttausend
Arbeitnehmern in festen Jobs helfen wird, ihre Angehörigen eine Zeit
lang zu betreuen. Die SPD wirbt weiter für ein 1000-Stunden-Budget,
weil sie das beweglicher findet. Die Grünen wollen eine dreimonatige
Auszeit mit Lohnersatz, um professionelle Pflege zu organisieren.
Aber so wenig gute Pflege mit Pflegesätzen wirklich erfasst werden
kann, so wenig ist gute Pflege in drei, sechs oder 24 Monaten zu
erledigen. Das Leben und das Sterben – sie halten sich an so was
nicht.

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