Egal, ob Große Koalition oder Schwarz-Grün –
Deutschland wird sich einen Mindestlohn geben. So wie es fast alle
Nachbarländer längst getan haben. Doch deren Erfahrungen lehren auch:
das Wie ist entscheidend. Ein niedriger Mindestlohn wie in
Großbritannien kostet keine Jobs, hilft aber auch nur wenigen. Fällt
er hoch aus wie in Frankreich, erschwert er Jugendlichen den Weg in
die Arbeitswelt.
Deutschland muss dazu zwei sehr eigene Fragen beantworten: Was
macht der Mindestlohn mit dem Ost-West-Gefälle und was mit den
Branchen-Mindestlöhnen? So erhalten Friseure im Westen 7,50 Euro, im
Osten 6,50. Beides ist sehr wenig. Eine Angleichung auf 8,50 Euro
würde aber das Preis- und Lohngefälle ignorieren. Kunden im Osten
müssten Westpreise zahlen, obwohl sie 20 Prozent weniger verdienen.
Im Westen würden von den 8,50 Euro nur wenige profitieren, im
Osten könnten sie Jobs kosten. Vieles spricht deshalb für das
Thüringer Modell. Es wäre ein Kompromiss für die Parteien wie auch
für den geteilten Arbeitsmarkt. Klar muss auch sein: Ein Mindestlohn
kann die gröbsten Dumpinglöhne, etwa in Werkverträgen, verhindern.
Altersarmut vermeiden kann er nicht. Dafür sind auch 8,50 Euro viel
zu wenig.
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