Wer nicht einen ganzen Strauß von Praktika vorweisen
kann, hat bei der Jobsuche schlechte Karten. Der Praktikumsstress
beginnt schon in der Schule, wenn Kinder klassenweise ausschwärmen,
um sich Plätze in attraktiven Unternehmen zu suchen, in die sie zwei
oder drei Wochen hineinschnuppern können. Oft bekommen sie Absagen.
Während des Studiums und der Ausbildung setzt sich die Jagd auf
Hospitanzen fort. Mitte der 2000er-Jahre etablierte sich der Begriff
„Generation Praktikum“ – mit positiven, aber auch einer Reihe von
negativen Implikationen. Dem gewonnenen Erfahrungsschatz steht die
Ausbeutung entgegen, die nicht nur in der Bankenbranche um sich
greift. Manche Unternehmen nutzen den Ehrgeiz und die schwache
soziale Stellung der Praktikanten aus, zahlen schlecht oder gar
nicht, missachten Arbeitsschutzbestimmungen – und profitieren von dem
Einsatz der Nachwuchskräfte, die in der Hoffnung auf eine
Festanstellung alles geben. Ein perfides Abhängigkeitsverhältnis, das
kein Gesetz zu stoppen vermag. Kein Praktikant wird aus Angst vor
Sanktionen Arbeitsschutz einfordern.
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