Webguerillas fordern neue Messgrößen für das Media-Business

München, 19. Februar 2010: Die webguerillas legen ein umfangreiches Thesenpapier für
ein künftiges System zur Messung von Mediawerten vor: In ihrem heute veröffentlichten
„Media-Manifest“ (http://webguerillas.de/manifest) listet die führende Full-Service-Agentur
für alternative Werbung zwölf Thesen zur künftigen Media-Messung auf. Zugleich enthält
das Positionspapier konkrete Ansätze für neue Media-Planungstools, die dem Siegeszug
des Web 2.0 Rechnung tragen.

Die webguerillas, die dieses Jahr ihren zehnjährigen Geburtstag feiern, wollen mit dem
„Media-Manifest“ die Entwicklung einer neuen, intermedialen Lösung wesentlich
vorantreiben und herkömmliche Reichweiten-Messgrößen wie Zuschauer-, Leser- und
Hörerzahl mit neuen Parametern wie Twitter-Follower, Retweets und Facebook-Fans bzw. –
Kommentare vergleichbar machen. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der
praxisorientierten Bewertung von Kontaktqualität im Vergleich zu Kontaktquantität.

Gesammelte Erfahrungen aus zehn Jahren Agenturalltag, bestehend aus dem
tagtäglichen und intensiven Umgang mit Medien und Kontakten aus dem Web 2.0, haben
zu der Erkenntnis geführt, dass die bisherigen Media-Währungen für die „neuen“ Umfelder
nicht mehr gelten können. „Eine zeitgemäße Mediaplanung und -bewertung muss das
über Social Media erlangte Involvement entsprechend der realen Bedeutung würdigen.
Qualitativ hochwertige Kontakte via Blogposts, Twitter-Retweets oder Facebook-Fans
werden in der bislang praktizierten Mediaplanung nicht adäquat bewertet“, so David
Eicher, Geschäftsführer der webguerillas. Um den Wert solcher Kontakte zu ermitteln und
vor allem planungstechnisch berechenbar zu machen, bedarf es neuer Modelle und
Media-Währungen, die der veränderten Mediennutzung gerecht werden und eine
Umrechnung zwischen alter und neuer Währung ermöglichen. „Die Ansätze sind als eine
erste Ideenskizze für eine grundlegend veränderte Mediaplanung zu verstehen, die der
tatsächlichen Mediennutzung besser gerecht wird“, so Eicher.

Die Thesen und Forderungen der webguerillas im Einzelnen:

1.) Communities versus klassischer Content-Websites: Social Communities laufen den
klassischen Medien, Content-Sites und Portalen aktuell in der Gunst der Nutzer den Rang
ab. Traditionelles Werbeverhalten und bisherigen Media-Währungen verlieren damit an
Wert.

2.) Werbesog statt Werbedruck: Eine hohe Zahl an Werbekontakten ist kein
Erfolgsparameter. Künftig geht es darum, Konsumenten zu animieren, zu aktivieren und ihr
jeweiliges, persönliches Netzwerk in Kampagnen mit einzubeziehen.

3.) Fangemeinde statt Zielgruppe: Die klassische Zielgruppe gibt es nicht mehr. Benötigt
wird ein Verfahren, das Markenfans Milieu übergreifend sicher identifiziert.

4.) Aktivitätsverlust statt Streuverlust: Der Begriff „Streuverlust“ ist überholt. Grundlage ist
künftig der individuelle Dialog mit dem Konsumenten.

5.) Tausend-Gesprächs-Preis statt Tausend-Kontakt-Preis: Der TKP sagt nichts über das
Aktivierungspotenzial der Konsumenten aus. Dieses misst künftig der Tausend-Gesprächs-
Preis als ein Parameter für den aktiven Dialog.

6.) Gross-Involvement statt Gross Rating Point: Es reicht nicht aus, den durchschnittlichen
Werbedruck zu messen, im Web 2.0-Zeitalter kann auch die tatsächliche Werbewirkung
ermittelt werden.

7.) Always on statt Einschaltquote: Jüngere Zielgruppen sehen TV immer öfter (nicht linear)
übers Netz. Zeitgleich vernetzen sie sich in Communities und lesen die neuesten
Nachrichten. Für diesen „Always on“-Modus bedarf es einer neuen Messgröße

8.) Involvieren statt rezipieren: Der aktive Medienkonsument im Lean-forward-Modus
ersetzt zunehmend den trägen Couch Potatoe.

9.) Marken-Content versus Medien-Content: Die klassische Medienlandschaft löst sich auf:
Brands und Blogger konkurrieren mit redaktionellen Content-Sites um die Aufmerksamkeit
der User.

10.) Echtzeit-Monitoring statt Reichweiten-Umfragen: Die derzeitigen Reichweiten-
Umfragen sind im Web2.0-Zeitalter ein Anachronismus. Sie führen zu einer
unzureichenden Darstellung der Mediennutzung und müssen durch ein ganzheitliches
Echtzeit-Monitoring ersetzt werden.

11.) Globales Dorf statt Nielsen-Gebiete: Die Einteilung der Deutschland-Karte nach
Nielsen-Gebieten entspricht dem Postkutschen-Zeitalter. Es bedarf Einteilungen und
Messgrößen, die dem kosmopolitischen Weltbild entsprechen.

12.) Markenbotschafter versus Werbeträger: Die in den klassischen Medien geschalteten
Werbebotschaften verlieren weiter an Akzeptanz. Stattdessen berichten Multiplikatoren im
Netz authentisch über ihre Markenpräferenzen.

Die webguerillas-Thesen mit ihren Herleitungen stehen unter
http://webguerillas.de/mediamanifest im Netz und können hier kommentiert werden. Ziel
der webguerillas ist es, im nächsten Schritt das Manifest mit ausgewählte
Branchenvertretern und Verbänden weiter zu entwickeln.