InsurTechs werden die
Versicherungswirtschaft umkrempeln: Etablierte Versicherer sind gut
beraten, diesen Trend nicht kleinzureden. Doch wie laut ist der
Weckruf der InsurTechs wirklich? Denn obwohl sie längst mehr als ein
Phänomen sind, nutzen InsurTechs ihr Potenzial noch nicht auf allen
Ebenen aus. Das zeigt der InsurTech-Radar von Oliver Wyman und
Policen Direkt. Darin wurden die Start-ups der
Versicherungswirtschaft erstmals einem umfassenden Check unterzogen
und entlang der Versicherungswertschöpfungskette systematisch
analysiert – von der Angebotsseite über den Vertrieb bis hin zum
Betrieb.
„Wir zeigen in 19 Branchenfeldern, welche Newcomer und welche
Geschäftsmodelle man zwingend auf dem Radarschirm haben muss“, sagt
Dietmar Kottmann, Insurance-Partner bei Oliver Wyman und Co-Autor der
Studie. Zentrale Ergebnisse des InsurTech-Radars sind:
– Bei Versicherungsangeboten liegen die besten Chancen der
InsurTechs nur in Nischenbereichen wie situativen oder
Community-basierten (P2P)-Ansätzen. Traditionelle Versicherer
können sich dagegen mit echten Angebotsinnovationen auch in der
digitalen Welt behaupten.
– Aktuell findet der Hauptangriff der InsurTechs im
Versicherungsvertrieb statt – mit guten Erfolgsaussichten.
– Der Versicherungsbetrieb wird von InsurTechs in Deutschland im
internationalen Vergleich bisher vernachlässigt, obwohl dort
viel zu holen wäre.
Die Industrie ist aufgewacht. „Der Weckruf der InsurTechs ist
unüberhörbar“, sagt Nikolai Dördrechter, Geschäftsführer von Policen
Direkt als Co-Autor der Studie. „Die digital agierenden InsurTechs,
befeuert von kühnen Wachstumsphantasien, frischem Wagniskapital und
einer Menge Gründergeist, haben einen längst überfälligen
Strukturwandel in der Versicherungswirtschaft ausgelöst.“
Zwischen Hype und Hysterie
Naht also das Ende der etablierten Versicherer oder ist der
Weckruf der InsurTechs nur viel Lärm um Nichts? Fakt ist: Die
InsurTechs, im Jahr 2015 weltweit gefüttert mit 2,7 Milliarden
US-Dollar Risikokapital, könnten selbst Versicherungsriesen in arge
Bedrängnis bringen. Der InsurTech-Radar zeigt: Die Schwergewichte der
Branche wirken verunsichert und reagieren teils hyperaktiv. Die
Folge: Unternehmen setzten oft rasch eine Digitalagenda auf. „Bisher
schwankt die Branche zwischen Hype und Hysterie. Es ist an der Zeit,
das Thema nüchtern und analytisch zu betrachten“, sagt Dietmar
Kottmann, Partner und Digital Insurance Lead Europa bei Oliver Wyman.
Angebote: Hier punkten etablierte Versicherer
Die Analyse demonstriert: Nicht auf allen Gebieten sind die von
InsurTechs in den Markt getragenen Technologien und Prozesse so
unwiderstehlich, dass sie die herrschende Ordnung vollständig in
Frage stellen. So tun sich die InsurTechs vor allem im traditionellen
Kerngeschäft der Versicherer schwer – nämlich beim Kreieren neuer
Angebote. Zwar existieren innovative Konzepte, wenn es zum Beispiel
darum geht, situativ per Smartphone einen Versicherungsschutz
abzuschließen oder Policen aufzusetzen, die enge Communitys
adressieren. „Das allerdings sind Nischenthemen, in denen geringes
wirtschaftliches Potenzial steckt“, sagt Versicherungsexperte
Kottmann. „Im Klartext: Nur weil Peer-to-Peer draufsteht, muss es
sich noch lange nicht um ein überlegenes Geschäftsmodell handeln.“
Viel mehr Erfolg trauen die Studienautoren jenen
Traditionsanbietern zu, die es schaffen, Angebote zur Absicherung
neuer digitaler Risiken im Markt zu platzieren. Wachsendes Gewicht
bekommen auch innovative Versicherungsprodukte rund um das Internet
der Dinge, Produkte, die neben reinem Versicherungsschutz „erlebbare
Sicherheit“ bieten sowie Produkte, die Big-Data-Technologien nutzen –
allerdings müssen Versicherer hier Quereinsteiger aus vorgelagerten
Industrien fürchten. So könnten beispielsweise Automobilhersteller
ihre Wertschöpfung verlängern, indem sie im Bereich der Telematik
eigene Versicherungsangebote auflegen. Trotz Preisdrucks und erhöhter
Transparenz können auch etablierte Versicherer erfolgreich
Low-Cost-Angebote auf den Markt bringen. Hier bekommen sie allerdings
die Konkurrenz von InsurTechs besonders zu spüren, so ein
Studienergebnis.
Kampf um die Kundenschnittstelle: Pole Position für InsurTechs im
Vertrieb
Die mit Abstand größte InsurTech-Aktivität in Deutschland herrscht
im Versicherungsvertrieb. „Hier ist ein harter Wettbewerb zwischen
Alt und Neu entbrannt“, so Nikolai Dördrechter. „Auch wenn die
InsurTechs den Etablierten erst einen relativ kleinen Teil der Kunden
abspenstig machen konnten, ist es den Start-ups dennoch gelungen,
enormen Druck auf die gewachsenen Vertriebsstrukturen auszuüben.“ Der
InsurTech-Radar zeigt: Versicherer fürchten, dass im Vertrieb
Oligopole der Onlinemakler entstehen, wie es Preisvergleichern wie
Check24 bereits gelungen ist. Bislang machen die Kundenbedürfnisse
und das mangelnde Interesse an Versicherungen den InsurTechs einen
Strich durch die Rechnung. So haben auch traditionelle Vertriebe eine
Chance zu bestehen, wenn sie sich über hochwertige Kundenberatung und
digitale Omnikanal-Modelle positionieren.
Stiefkind Betrieb: Quantensprünge in Effizienz und Effektivität
bleiben noch aus
Signifikante Geschäftschancen werden in Deutschland noch
liegengelassen, wenn es um Digitalstrategien im Versicherungsbetrieb
geht. Das gilt laut InsurTech-Radar für Start-ups wie für Etablierte
gleichermaßen. „Im Betrieb gibt es vor allem im Schadenbereich viel
Potenzial, das in Deutschland im Gegensatz zum Ausland noch wenig
adressiert wird“, sagt Nikolai Dördrechter. Seine Überzeugung:
InsurTechs in Deutschland sollten verstärkt auf Segmente zielen, die
ein höheres wirtschaftliches Potenzial versprechen.
Viel Aktivität, wenig Disruption
Fegen die Start-ups bald über alles Bestehende radikal hinweg?
Davon sei noch nicht auszugehen, sagt Oliver Wyman-Partner Kottmann:
„Es gibt viel InsurTech-Aktivität, aber noch wenig echte Disruption
in Deutschland.“ Zwar sind nach den USA hierzulande die meisten
dieser Gründungen zu beobachten. „Aber nicht hinter jeder hippen
Webseite steckt ein gutes Geschäftsmodell. Längst nicht alle
InsurTechs werden überleben. Es besteht viel Potenzial zur
Partnerschaft zwischen Alt und Neu.“ Dennoch seien Versicherer gut
beraten, sich genauer mit den Start-ups zu befassen. Zumal die
Geschäftsmodelle der InsurTechs oft eine Zusammenarbeit mit
etablierten Versicherern vorsehen.
Der InsurTech-Radar zeigt: Deutschland kann international eine
führende Rolle bei der Digitalisierung der Assekuranz einnehmen. Die
starke Position der deutschen Versicherungswirtschaft mit führenden
Unternehmen wie Allianz oder Munich Re sei eine gute Startrampe. Viel
Arbeit und erhebliche Investitionen seien freilich nötig. „Einige der
deutschen InsurTechs wie Schutzklick zeigen heute schon ihr
Potenzial, sich auch international erfolgreich zu etablieren“, sagt
Kottmann.
Die vollständige Studie „InsurTech Radar“ steht auf der Oliver
Wyman-Webseite und der Policen Direkt-Webseite zum Download bereit.
Über Oliver Wyman
Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung
mit weltweit 4.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 26 Ländern.
Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit
hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign,
Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden
entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien.
Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse,
IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu
beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist
eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE:
MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de.
Folgen Sie Oliver Wyman auf Twitter @OliverWyman.
Über die Policen Direkt-Gruppe
Die Policen Direkt-Gruppe wurde vor mehr als zehn Jahren als
Start-up in der Versicherungsbranche mit einem neuartigen
Geschäftsmodell gegründet. Ziel war es, Endkunden durch die
Erweiterung der Versicherungs-Wertschöpfungskette einen Mehrwert zu
bieten: den Weiterverkauf auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen
über einen neu geschaffenen Marktplatz basierend auf einer
proprietären Technologie. An- und Verkauf werden seit Gründung in
erster Linie über digitale Kanäle betrieben. In den vergangenen
Jahren hat die Policen Direkt-Gruppe als Inkubator erfolgreich eigene
InsurTechs im Bereich Gewerbe- und Reiseversicherungen gegründet,
investiert in junge Unternehmen und ist Sparringspartner von Gründern
und Investoren, die sich für den Versicherungsmarkt interessieren.
Ferner wird eine Plattform zur Konsolidierung des etablierten
Versicherungsmaklermarkts betrieben. Weitere Informationen finden Sie
unter www.policendirekt.de. Folgen Sie Policen Direkt auf Twitter
@PolicenDirekt.
Pressekontakt:
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Oliver Wyman
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Policen Direkt
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andreas.horch@policendirekt.de