Weltgebetstag 2018

Das Motto des übermorgigen „Weltgebetstags der Frauen“ lautet „Gottes Schöpfung ist sehr gut“, was Gen 1:31 entnommen sein soll. Abgesehen davon, dass mit Bezug auf den sechsten Tag eines der beiden biblischen Schöpfungsmythen wieder einmal kreationistisch der Wahn von einem Schöpfer zelebriert wird, sehen wir uns diese „Schöpfung“ einmal näher an. Lassen wir dabei sogar Massenmorde, Kriege usw., um die übliche Theodizee vom „freien Willen“ auszuschließen, beiseite.

Aus dieser Behauptung folgt also, einen Schöpfergott vorausgesetzt:
Malariaerreger sind sehr gut.
Grippeviren sind sehr gut.
Erdbeben sind sehr gut.
Orkane sind sehr gut.
Bandwürmer sind sehr gut.
Tyrannosaurier sind sehr gut.
Der Tod ist sehr gut.
Und die Gehirne von Gläubigen sind ebenso sehr gut.

Wäre Gott ein Autokonzern, müsste er, um eine sofortige Rückrufaktion zu vermeiden, eine Software verwenden, die die Untersuchungsergebnisse fälscht. Diese Software in den Gehirnen der Gläubigen nennt sich Religion. Womit die Existenz Gottes beinahe bewiesen wäre.

Es sei denn, es gäbe eine alternative – rationale – Erklärung für Malaria hervorrufende Plasmodien, Erdbeben und religiösen Wahn. Pikant am Rand: Das für den diesjährigen „Weltgebetstag“ ausgewählte Bild des Partnerlandes Surinam rief bei der zweitgrößten (überkonfessionell-christlichen) Sekte dort, der Herrnhuter Brüdergemeine, Proteste hervor, da es „Gran tangi gi Mama Aisa“ betitelt ist, also etwa „In Dankbarkeit gegenüber Mutter Erde“, was sich auf Aisa, den weiblichen „Erdgeist“ bzw. die „Muttergöttin“ der afrosurinamesischen Winti-Religion bezieht, sowie eine „Apinti“ zeigt, also eine Trommel, die die Maroons, Nachkommen geflohener schwarzafrikanischer Sklaven, früher zur Langstreckenkommunikation verwendeten, die heute aber nur noch für religiöse, aus christlicher Sicht also „heidnische“, Rituale gebraucht wird.

Sollte jemand allerdings Erdbeben oder Ebolaviren nicht gut finden unter den betenden Frauen, empfiehlt antitheismus.de, am diesjährigen Weltgebetstag, also am 2. März 2018, dagegen anzubeten. Die Statistiken werden zeigen, wie erfolgreich das ist: Gibt es zukünftig keine ernstzunehmenden Erdbeben mehr, war „Gottes Schöpfung“ der Plattentektonik nicht „gut“. Falls doch, finden die Beterinnen entweder Erdbeben gut (weil dabei bekanntlich laut einiger christlicher Prediger ohnehin nur Homosexuelle usw. sterben), oder ihre Gebete sind wirkungslos. Q.e.d.

Aber bekanntlich beten Gläubige lieber für das Wiederfinden verlorener Schlüssel oder den Sieg bei Footballspielen (was dann bei etwa der Hälfte der Mannschaften auch tatsächlich funktioniert, wie beim diesjährigen Super Bowl, wo Gott die Gebete der Spieler der Eagles erhörte und deren Cheftrainer Doug Pedersen verkündete: „I can only give the praise to my Lord and Savior Jesus Christ for giving me this opportunity.“). Man muss Prioritäten setzen, und verhungernde Kinder sind offensichtlich nicht ihre oder Gottes Priorität, die Hungernden selbst beten wohl auch nicht genug.