Werteorientierte Unternehmensführung

Werteorientierte Unternehmensführung
Präsident Bernhard Schindler im Gespräch mit Prof. Maus
 

Ganz oben steht beim heute 81-Jährigen die Menschenwürde. Einen Ausdruck dafür, wie ein Unternehmer die Würde seiner Mitarbeiter wahren könne, sieht er beim Gründer der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner. Werner spreche nicht von Lohnkosten, sondern nur vom Mitarbeitereinkommen. Daran lasse sich ablesen, dass er die Mitarbeiter nicht vorrangig als Kostenfaktor sehe. Und das ist das wichtigste. Unternehmer müssen wieder für Werte einstehen.
Und darüber spreche ich. Ich glaube nämlich, dass viele Unternehmerkollegen diesen Grundsatz verloren haben. Doch gerade im demografischen Wandel ist dies oberste Priorität.

Prof. Maus hat vor zehn Jahren den Aufsichtsratsvorsitz bei Obi an Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub abgegeben. Seit 2013 ist Maus neuer Vorsitzender der Diözesangruppe Köln des BKU.

Zu den wichtigen Werten, die ein Unternehmer vermitteln müsse, zählt er Freiheit und Verantwortung. In einer Berliner Obi-Filiale hätten muslimische Mitarbeiter darum gebeten, fünf Mal am Tag während der Arbeitszeit beten zu können. Der Marktleiter habe in der Zentrale erfahren, dass dazu keine Regeln gibt. Als er das Beten erlaubt habe, hätten sich andere Mitarbeiter beschwert und gefordert, dass diese Zeit vom Lohn abgezogen werden soll. Da Gerechtigkeit zu den Grundwerten gehöre, habe man beschlossen, der Beschwerde nachzugeben.

Auch Pünktlichkeit gehöre zu den Werten, die ein Unternehmer vorleben muss. „Wenn ich Pünktlichkeit verspreche, muss ich das auch halten“, sagt Maus. Deshalb hadere er seit langem mit der Bahn. Doch als Antwort auf Beschwerden bekomme er nur Formbriefe. Das sei kein Vorbild in der Wertevermittlung. „Ich muss Entscheidungen mit meinem Gewissen vereinbaren können“, sagte Maus. Dieser innere Kompass habe ihn davon abgehalten, in China zu expandieren. Dort hätte er gute Standorte für Obi-Märkte nur durch Bestechung bekommen können. Doch das habe er nicht gemacht.