Weser-Kurier: Flassbeck: Ohne Kursänderung Deutschlands droht dem Euro das Aus

Heiner Flassbeck, Chef -Ökonom der UN-Organisation
für Welthandel und Entwicklung, hat Deutschland eine Mitschuld an der
aktuellen Krise des Euro gegeben. „Zwar feiert die deutsche
Wirtschaft jetzt ihre Export-Erfolge und das Ende der
Wirtschaftskrise. Aber die Leistungsbilanz-Überschüsse hat sie auf
Kosten anderer Länder erzielt“, sagte Flassbeck bei einem Vortrag in
Bremen, berichtet der Weser-Kurier (Samstagausgabe). „Wenn wir
unseren bisherigen Kurs nicht radikal ändern, dann wird die
Währungsunion nicht überleben und Europa wird auseinanderbrechen“,
prophezeite der Wirtschaftswissenschaftler.

Bei der Einführung der europäischen Währungsunion habe die
europäische Zentralbank ein Inflationsziel von zwei Prozent
ausgegeben. Damit sei festgelegt worden, dass auch die
Lohnstückkosten in allen Ländern um zwei Prozent pro Jahr steigen
sollten. Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich hätten die
Vorgabe erfüllt, in Deutschland seien die Lohnstückkosten dagegen nur
um 0,3 Prozent pro Jahr gestiegen. „Deutschland hat da wohl am
meisten gesündigt“, sagte Flassbeck. Nun müsse die Kaufkraft der
europäischen Nachbarländer gestärkt werden. Deutschland müsse bereit
sein, dafür Marktanteile abzugeben, also auch mal ein
Leistungsbilanz-Defizit in Kauf zu nehmen. Nur dann könnten andere
Länder ihre Schulden zurückzahlen. „Nur, wer etwas verdient, kann
auch etwas kaufen.“

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