Eine sehr gute wirtschaftliche Entwicklung und
trotzdem Armutsrisiko auf Höchststand: Etwas muss in den vergangenen
Jahren schiefgelaufen sein. Nun stellt sich die Frage: was? Konnte
die Politik das nicht kommen sehen? Die Antwort auf solche Fragen ist
vermutlich so vielfältig wie die politischen Einstellungen im
Bundestag.
Am stärksten betroffen sind Arbeitslose, Alleinerziehende,
Ausländer und Familien mit vielen Kindern. In armen Verhältnissen
aufgewachsene Kinder werden oft später zu armutsgefährdeten Eltern.
Diese Spirale lässt sich offensichtlich ohne gezielte politische
Vorkehrungen nicht brechen.
Auch wurde im vergangenen Jahr mehr als 300.000 Haushalten der
Strom abgedreht – der Trend ist zwar sinkend, der Wert aber weiterhin
besorgniserregend. Oft mangelt es auch an Wissen und Mitteln, um
Strom sparen zu können. Denn die neuen Elektrospargeräte sind
meistens teurer als die älteren. Und so gelangen manche in eine
Armutsspirale, aus der sie ohne externe Hilfe nicht herauskommen
können.
Doch ein solcher Mechanismus tritt nicht nur beim Energiesparen
auf. Auch wenn es darum geht, die eigenen Ersparnisse zu investieren
oder sich zu bilden, sind diejenigen, die mehr Ressourcen haben,
deutlich im Vorteil. Bei ihnen ist zum Beispiel die Gefahr viel
geringer, sich zu überschulden.
Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber es zeigt deutlich, dass
diejenigen, die am wenigsten haben, nur schwer durch eigene Kräfte
der Armut entfliehen können. Vor allem in einer Welt, die immer
spezialisierter und konkurrenzgeprägter wird.
Der soziale Aspekt unserer sozialen Marktwirtschaft ist nun
gefragt. Sei es durch eine verstärkte Absicherung oder verbesserte
Bildungs- und Arbeitsbedingungen: Die Verteilung der Einkommen in der
Gesellschaft sollte gerechter werden. Mit dem Mindestlohn alleine ist
es nicht getan. Wer in Teilzeit arbeitet, bekommt oft immer noch zu
wenig. Das betrifft auch Alleinerziehende. Und damit steht auch die
Zukunft vieler Kinder auf dem Spiel.
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