Zwei Jahre lang hat Karstadt-Investor Nicolas
Berggruen stillgehalten. Als er die schwer angeschlagene
Warenhauskette 2010 aus der Insolvenz übernahm, hatte er zuvor hart
verhandelt. Die Eigentümer der Immobilien waren schließlich bereit,
die Mieten für die Häuser dauerhaft zu senken, die Beschäftigten
haben zwei Jahre lang auf tariflich garantierte Zahlungen verzichtet
und damit einen erheblichen Beitrag zur Sanierung geleistet. Im
Gegenzug haben sie eine Arbeitsplatzgarantie erhalten. Ende August
läuft der Sanierungstarifvertrag aus. Damit endet auch die
Schonfrist. Der Abbau von 2000 Arbeitsplätzen werde sozialverträglich
erfolgen, kündigte Berggruens Statthalter Andrew Jennings an. Wer von
den insgesamt 25.000 Beschäftigten bleiben darf, hat ab September
wieder Anspruch auf Weihnachts- und Urlaubsgeld nach Tarif. Ein
schwacher Trost, denn die Streichliste im deutschen Einzelhandel wird
immer länger: 2000 Stellen bei Karstadt, 25.000 bei Schlecker, 1400
bei Neckermann. Bei Praktiker sollen 11.000 Beschäftigte auf Lohn
verzichten, der Handelsriese Metro kündigt bis 2015 den Abbau von 900
Stellen an. Und das alles in einem konjunkturellen Umfeld, in dem
Deutschland so gut dasteht wie lange nicht mehr. Daran wird deutlich,
wie bedrohlich die Lage im Einzelhandel ist. Die Margen sind knapp
und der Konkurrenzkampf ist hart. Karstadt hat dennoch gute Chancen,
sich zu behaupten. Denn Berggruen spart nicht nur, er investiert
auch. Zu wenig und zu langsam, findet die Gewerkschaft Verdi. Die
Gewerkschafter kritisieren auch den Abbau von Stellen vor allem im
Bereich Multimedia. Und doch macht dieser Schritt Sinn, denn nicht
einmal Saturn und Media-Markt können sich noch gegen die
Online-Anbieter behaupten. Für Karstadt sind diese Abteilungen nur
ein Klotz am Bein. Doch das klassische Warenhaus in der Innenstadt
hat mit einem attraktiven Angebot durchaus eine Zukunft.
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