Weser-Kurier: Kommentar zur Entwicklung der Stromkosten

Was denn nun? Steigen die Strompreise oder steigen
sie nicht? Das schnellere Abschalten der deutschen Atomkraftwerke ist
jedenfalls kein wirklicher Kostentreiber, hat das Deutsche Institut
für Wirtschaft (DIW) analysiert. Auch Fukushima im März vorigen
Jahres wirkt nicht preistreibend. Schon in diesem Januar lagen die
Strompreise niedriger als vor der Reaktor-Katastrophe und den
Massen-Abschaltungen in Japan. Wenn Energie nicht verschwendet wird,
dann bleiben die Großhandelspreise bis Ende des Jahrzehnts und weit
darüber hinaus stabil, heißt es beim DIW. Dafür sorgen schon die
vielen Windkraftwerke und Sonnenkollektoren, die mit ihrem
Energieüberschuss die Preise an den Strombörsen drücken. So machen
sich die zusätzlichen Euros zum Teil wieder bezahlt, mit denen wir
Stromverbraucher die erneuerbaren Energien fördern (müssen). Und auch
der Preis für Haushaltsstrom müsste kaum steigen, wenn da nicht die
Bundesregierung wäre. Denn sie lässt die Energiewende allein von den
Privatverbrauchern finanzieren. Wirtschaftsminister Rösler hat Ende
vergangenen Jahres die größten Stromschlucker von der
Erneuerbare-Energien-Umlage befreit. So profitieren industrielle
Großverbraucher doppelt: Von den niedrigen Großhandelspreisen dank
des wachsenden Ökostrom-Angebots, und davon, dass sie selbst nichts
zur Energiewende beitragen müssen. Das ist nicht nur eine
milliardenschwere Umverteilung aus den Taschen der Privathaushalte in
die Kassen der Großverbraucher, für die wahrscheinlich nicht einmal
FDP-Wähler Verständnis haben. Auch umweltpolitisch ist das
verheerend. Denn geplante neue Techniken verschwinden schnell wieder
in den Schubladen, wenn sich Energiesparen nicht auszahlt. Dann wird
nicht in großem Stil gespart. Dann geht auch die Rechnung des DIW
nicht auf und die Preise steigen doch. Dankschreiben bitte an die
Bundesregierung!

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