Nun ist es amtlich: Die Deutschen sind mehrheitlich
nicht nur dick, sondern vielfach auch depressiv. Das Berliner
Robert-Koch-Institut hat im Auftrag der Bundesregierung weder Kosten
noch Mühen gescheut, um herauszufinden, wie gesund beziehungsweise
krank die Menschen zwischen Nordsee und Alpen, zwischen Rhein und
Oder sind. Drei Jahre lang haben die Mediziner mehr als 7000 Männer
und Frauen auf Herz und Nieren untersucht. Das Ergebnis: nichts, was
nicht schon bekannt gewesen wäre. Denn dass zwei Drittel der Männer
und mehr als die Hälfte der Frauen deutlich zu viele Kilos mit sich
herumschleppen, ist schon seit Jahren eine Tatsache. So klagen
Krankenhäuser wie Bestatter über immer gewichtigere „Kundschaft“:
Kliniken schaffen bei Modernisierungen ihrer Operationssäle fast
ausnahmslos nur noch OP-Tische im XXL-Format mit einer Tragfähigkeit
von bis zu 300 Kilogramm an. Und in Krematorien nimmt die Zahl der
Feuerwehreinsätze zu, weil die Öfen für den hohen Fettanteil mancher
Verblichenen nicht ausgelegt sind. Auch der Zusammenhang zwischen
Übergewicht und Diabetes ist hinreichend klar – genauso wie der
Umstand, dass Sport und eine ausgewogene Ernährung gut sind für die
Gesundheit. Und was die Zahl psychischer Erkrankungen angeht, haben
Deutschlands Krankenkassen schon lange Alarm geschlagen. Warum also
diese groß angelegte Studie? Vielleicht ist die Ratlosigkeit der
Politik des Rätsels Lösung. Ganz nach dem Motto „Wenn du nicht mehr
weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“ – oder gebe ein Gutachten in
Auftrag. Ausgerechnet FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr, dessen
Partei eigentlich für weniger Staat und mehr Eigenverantwortung
steht, will die Ergebnisse für neue Gesetze nutzen: Kassen, Kommunen
und soziale Einrichtungen sollen zu mehr Prävention verpflichtet
werden. Dabei gibt–s bei Krankenkassen, Volkshochschulen oder
Sportvereinen seit Jahren zahlreiche Angebote – für deren Annahme
sollte Bahr werben, anstatt den Bürgern mehr Staat verordnen zu
wollen.
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