Als Daimler-Chef Dieter Zetsche vor gut einem Jahr
mit einem Brief an alle Mitarbeiter erstmals das Ziel formuliert
hatte, bis 2020 wieder die Nummer 1 unter den Premiumherstellern
werden zu wollen, sorgte das für großes Aufsehen. Denn solche Ziele
zu formulieren, hielten die Schwaben bis dahin nie für notwendig.
Deren Selbstverständnis war es stets, der Konkurrenz – in der
Autosprache gesagt – den Auspuff zu zeigen. Die Zeiten aber, in denen
diese Einstellung auch der Realität entsprach, waren lange vorbei.
Mercedes ist in der Hackordnung hinter BMW und Audi auf Rang drei
zurückgerutscht. Dass lag vor allem an den Jahren, die der
Autoexperte Stefan Bratzel als „verlorenes Jahrzehnt“ bezeichnet. Es
waren die 2000er Jahre, in denen Daimler sich in das Abenteuer mit
der Chrysler-Fusion verstrickt hatte, in denen der rechtzeitige
Sprung auf die lukrativen Auslandsmärkte versäumt wurde – und in
denen es vor allem versäumt wurde, die Modellpalette den neuen Trends
zu kleineren, sparsameren und vor allem vielseitigeren Fahrzeugen
anzupassen. Zetsche und sein Managerteam haben die Fehler erkannt.
Und wollen sie nun mit aller Macht und Zielstrebigkeit aus der Welt
schaffen. Ob es reichen wird, um die Konkurrenz in acht Jahren
tatsächlich zu überholen, kann man im Moment schlecht beurteilen.
Denn das, was Daimler gerade umzusetzen beginnt, läuft bei BMW und
Audi bereits seit ein paar Jahren: neue, umweltfreundliche Modelle in
jungem und dynamischem Design auf den Markt zu bringen. Zetsche kann
nur hoffen, dass sie voll auf dem Markt einschlagen. Am Ende wird es
aber vor allem an einem Modell aus Bremen liegen, ob die
Wachstumsstrategie trägt. Ab 2014 rollt die neue C-Klasse vom Band.
Das Brot-und-Butter-Auto von Mercedes. Wenn das richtig einschlägt,
wird Zetsches Strategie Früchte tragen. Wenn nicht, wird es schwer
werden für Daimler.
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