Sozialverbände und Wirtschaftslobby streiten: Wie
sind die neuen Zahlen zu Rentnern, die arbeiten, denn nun zu
verstehen? Als Beweis für zunehmende Altersarmut oder als Beleg für
ein erfülltes Arbeitsleben? Beides natürlich. Aber diese Debatte ist
ziemlich ermüdend. Die neuen Zahlen sind nämlich eine gute
Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob das immer noch weit verbreitete
Bild von älteren Menschen, vom Älterwerden allgemein, noch so stimmig
ist. Der alte Herr mit Hut, der auf junge Leute schimpft, für den
früher ohnehin alles besser war und der nur vor die Tür geht, um sich
seine eigenen Vorurteile zu bestätigen, dieser alte Herr gehört wohl
der Vergangenheit an. Fakt ist: Die Lebenserwartung nimmt stetig zu,
ebenso die allgemeine gesundheitliche Konstitution und das
Bildungsniveau. All das führt dazu, dass ältere Menschen sich nicht
aus gesellschaftlicher Teilhabe verabschieden, im Gegenteil: Sie
fordern mehr Teilhabe ein – und Arbeit ist eine ganz zentrale Form
dieser Teilhabe, wie viele Arbeitslose leidvoll bestätigen werden.
Wer im Leben steht, wer mitreden kann, wer im Rahmen seiner
Möglichkeiten gefordert wird, der ist zufriedener und das wirkt sich
auch positiv auf seine Gesundheit aus. Arbeit kann dazu einen Beitrag
leisten. Deshalb wäre eine ganz andere Debatte als der Streit über
Zahlen spannend: Welche Konsequenzen hat das für die Arbeitswelt,
wenn immer mehr ältere Menschen arbeiten? Viele Branchen suchen
bereits händeringend nach Fachkräften, viele Betriebe können auf die
Älteren immer weniger verzichten. Diese Entwicklung wird sich nach
allem, was wir heute prognostizieren können, noch erheblich
zuspitzen. Darüber also lohnt eine Debatte. Darüber, wie man in
Zukunft mit älteren Arbeitnehmern in den Betrieben umgehen will. Man
wird noch flexibler werden müssen, man wird akzeptieren müssen, dass
ältere Arbeitnehmer ganz andere Erwartungen haben als jüngere. Man
wird ganz anders über Qualifizierung und Fortbildung nachdenken
müssen, als es heute noch passiert. Und, ja, man wird Leistung anders
definieren müssen. Diese Debatte wäre wirklich lohnenswert, da gibt
es nämlich reichlich zu tun.
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