Spätestens seit dem Kurssturz am Montag war
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn angezählt. Er taumelte wie ein
Boxer kurz vor dem K.o. Denn der VW-Konzern war nicht wirklich Herr
dessen, was gerade in den USA, aber eigentlich auch im Rest der Welt,
passierte. In dieser Situation hatte Winterkorn zwei Möglichkeiten:
aufgeben oder zurückkämpfen. Der Schwabe hat sich für Letzteres
entschieden. Mit Demut ist er vor die Kameras getreten und hat sich
entschuldigt. Und gleichzeitig gezeigt: Ich bleibe. Volkswagen ohne
Winterkorn – das geht derzeit nicht. Wenn der Vorstandsvorsitzende
des weltweit zweitgrößten Autobauers öffentlich Fehlverhalten
eingesteht und sich entschuldigt, kann das Größe sein – oder Ego.
Denn es sollte im Wesen eines Chefs liegen, der Firma zu dienen. Und
in diesem Fall braucht VW gerade einen Neuanfang. Einen sehr
schnellen sogar. Da ist es mit einer Entschuldigung aber nicht getan.
Und sie ist auch keinesfalls eine Garantie dafür, dass Winterkorn
weiter an der Spitze des Konzerns bleiben kann. Im Machtkampf mit
Ferdinand Piëch hat der VW-Chef eine breite Unterstützung erfahren,
Rückendeckung kam auch aus der Politik. Diese Leute dürften sich nun
betrogen fühlen. Und vor allem wollen sie, dass es mit Volkswagen
bald wieder besser läuft. Deshalb ist es fraglich, ob sie Winterkorn
weiter unterstützen. Wenn sie sich gegen ihn entscheiden, kann die
Aufsichtsratssitzung am Freitag zu dem Schlag werden, der den
Vorstandsvorsitzenden endgültig niederstreckt. Denn auch wenn sich
Winterkorn mit seiner Entschuldigung zurückgekämpft hat –
angeschlagen ist er immer noch.
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