Ritter oder
Reinfall?
Was bleibt überhaupt noch übrig von Bremerhavens Hoffnungen aufs
große Kreuzfahrtschiff-Geschäft? Nicht nur, dass der malaysische
Genting-Konzern seine neuen Schiffe komplett an der Ostsee bauen
lassen will; auch beim Design bleibt die Seestadt wohl außen vor.
Spezialisten aus Finnland übernehmen den Job, nachdem die Lloyd-Werft
zuvor eigens neue Ingenieure eingestellt hatte. Jetzt droht dort
Kurzarbeit.
Das mag Erinnerungen wecken an andere Fälle mutmaßlicher „Weißer
Ritter“, deren Versprechen sich im Nichts auflösten. Rheinland-Pfalz
erlebte einen solchen Reinfall mit dem Flughafen Hahn; ein
angeblicher Investor aus China entpuppte sich als Luftnummer. Doch in
diese Kategorie lässt sich Genting-Chef Tan Sri Lim Kok Thay nicht
einordnen. Im Gegenteil. So bitter das für Bremerhaven ist – die
Zielstrebigkeit, mit der Genting derzeit Know-how bündelt und
einkauft, zeigt, wie ernst er es meint.
Genting holte den ausgewiesenen Branchenexperten Jarmo Laakso als
Geschäftsführer seiner Ostsee-Werften an Bord, der das Geschäft auch
von der Meyer-Werft in Papenburg kennt. Dass der den gesamten Neubau
in Mecklenburg-Vorpommern konzentiert, ist unternehmerisch
nachvollziehbar. Ebenso, zwei rennomierte Designbüros in Finnland zu
beauftragen. Genting steht unter Zeitdruck, man kann nicht erst
„üben“.
Eines indes fordern die Beschäftigten in Bremerhaven zurecht ein:
Der Investor muss für Klarheit sorgen, welche Pläne er für die
Lloyd-Werft hat. Ob er welche hat. Dies sollte die Belegschaft bald
erfahren.
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