Sechs Jahre ist es her, dass der damalige
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit seinen Manager-Kollegen hart ins
Gericht ging. Es müsse „uns doch zu denken geben, wenn Menschen
vielen Wirtschaftsführern und Politikern keinerlei Glaubwürdigkeit
mehr zubilligen“, sagte er damals. Heute wirken diese Worte nur noch
wie blanker Hohn. Längst hat sich Wiedeking in die lange Liste der
Top-Manager eingereiht, die sich die Gesetze scheinbar so auslegen,
wie es ihnen gerade passt. Beispiele für dieses Gebaren gibt es mehr
als genug: So wurde dem früheren Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann
2004 der Prozess wegen des Verdachts der Untreue gemacht. Klaus
Zumwinkel, der der Post vorstand, wurde 2009 wegen
Steuerhinterziehung verurteilt. Und nun soll sich nach Auffassung der
Staatsanwaltschaft Stuttgart auch Wendelin Wiedeking wegen
Aktienkurs-Manipulation vor Gericht verantworten. Diese Reihe, sie
ließe sich endlos fortsetzen – und sie zeigt einmal mehr, dass für
Top-Manager andere Regeln gelten als für alle anderen Menschen. Lug
und Betrug gehören für sie offenbar zum guten Ton; werden diese
irgendwann öffentlich, reagieren sie oftmals nur mit einem
Achselzucken. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel spricht gar von
einer „Parallelgesellschaft in den obersten Etagen“ – und er hat
recht. Denn es scheint, als käme bei fast jedem Konzernführer früher
oder später der Zeitpunkt, an dem er die Prinzipien von Recht und
Moral, von Anstand und Sitte über Bord kippt. Kein Wunder, dass
Manager seit Jahren zu den Berufsgruppen gehören, denen die Bürger
laut Umfragen am wenigsten Vertrauen schenken. Unbeliebter sind nur
Politiker. Doch welche Konsequenzen ihr Handeln für unsere
Gesellschaft hat, darüber machen sich die Top-Manager keine Gedanken.
Vorbilder sind sie schon lange nicht mehr. Doch viel schlimmer ist,
dass mit diesem Vertrauensverlust auch das Vertrauen in die
Marktwirtschaft, in das Rechtssystem und letztendlich auch in die
Demokratie abhanden kommt. Es wird Zeit, dass sich die Top-Manager
dieser Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft bewusst werden –
und dass sie durch Transparenz, Offenheit und vor allem durch
ehrliches Handeln nach und nach das Vertrauen der Bürger
zurückgewinnen.
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