Weser-Kurier:Über den Fall Hinz schreibt Norbert Holst:

Zunächst war es nur eine Posse. Eine
SPD-Bundestagsabgeordnete aus Essen frisiert ihren Lebenslauf,
erfindet Abitur und Jura-Abschlüsse. Schnell kündigt sie ihren
Verzicht auf das Mandat an, die Genossen in Nordrhein-Westfalen und
in Berlin sind beruhigt. Doch mittlerweile hat sich der Fall Petra
Hinz zu einem Skandal ausgewachsen. Zwei Wochen sind vergangen – und
nix da mit Rücktritt. Die Möglichkeiten zum offiziellen
Mandatsverzicht, bei einem Treffen mit Bundestagspräsident Norbert
Lammert, hat die Politikerin verstreichen lassen. Nun hat sie sich
krank gemeldet und um einen Termin im September gebeten. Das
bedeutet: Hinz streicht für August und September jeweils rund
14 000 Euro an Diäten und Aufwandsentschädigungen ein. Geld für
Nichtstun. Gegenwärtig ist die Sozialdemokratin abgetaucht, sie soll
sich im Ausland befinden. Hinz bedient mit ihrem Verhalten genau die
Vorurteile, die immer mehr Bürger über Abgeordnete haben: Politik als
Selbstbedienungsladen für hemmungslose Raffkes. Auf die Mehrheit der
630 Volksvertreter im Bundestag trifft diese Beschreibung zwar nicht
zu. Doch je länger Hinz die Niederlegung ihres Mandats hinauszögert,
umso mehr schädigt sie das Ansehen des Bundestags und der
parlamentarischen Demokratie.

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