Mehr als 30 000 Menschen finden pro Jahr bei
Autounfällen in den USA den Tod. Joshua Brown, am 7. Mai in Florida
ums Leben gekommen, ist einer von ihnen. Der 40-Jährige aus Ohio
prallte mit seinem Tesla Model S von hinten unter einen fahrenden
Lastwagenanhänger. Ein zwar tragischer, aber doch eher gewöhnlicher
Unfall. Seine Geschichte geht dennoch um die Welt, weil sie eine
Zukunftsvision berührt: die der selbstfahrenden Autos.
Denn das eingeschaltete Fahrassistenzsystem in Browns Wagen hatte
das Hindernis nicht erkannt und keine Bremsung eingeleitet. Er gilt
als der erste Mensch, der in einem von einem Computer gesteuerten
Auto ums Leben gekommen ist. Doch auch wenn es nicht der letzte
Todesfall bleiben wird, ist der Autopilot wie im Flugzeug auch im
Auto der richtige Weg. Noch sind viele Fragen zu klären:
technologische, juristische, ethische. Aber sicher ist: Das Fahren
wird angenehmer und auch sicherer, wenn man das Steuer dem
elektronischen Chauffeur überlassen kann, wann immer man will.
Als Bertha Benz vor ziemlich genau 128 Jahren Benzin in der
Apotheke kaufte und mit ihren Söhnen Richard und Eugen in einem
Motorwagen, also einer pferdelosen Kutsche, von Mannheim nach
Pforzheim aufbrach, schrieb sie Geschichte. Auf der gut 100 Kilometer
langen Strecke bestand das Auto seine erste Bewährungsprobe. Mit
einer Hutnadel machte Bertha Benz die Benzinleitung frei, mit ihrem
Strumpfband reparierte sie die Zündung.
Viele Menschen sind seitdem bei Autounfällen ums Leben gekommen,
und doch dürfte kaum jemand die Zeit zurückdrehen wollen. Joshua
Brown hätte beim heutigen Stand der Technik und der Gesetze
eigentlich nicht die Kontrolle völlig abgeben dürfen – dass er es
getan hat, kostete ihn das Leben. Aber wer wäre nicht versucht, dem
Computer auf einem schnurgeraden Highway zu vertrauen?
Den Stand der Technik illustriert nicht dieser eine Unfall,
sondern eher, dass nach Millionen von Testkilometern so wenig
passiert ist. Fortschritt kann nur gelingen, wenn man weitermacht.
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