Die Deutschen beschäftigen sich gerne mit ihren
Ängsten. So gerne, dass bei manchen angelsächsischen und
amerikanischen Kolumnisten „German Angst“ als nationaler Charakterzug
gilt: Leicht hämisch werden Verzagtheit und Skepsis als „typisch
deutsch“ etikettiert. Und weil wir Deutsche zudem gerne Recht
behalten, keilen wir zurück: Unsere geballten Ängste vor Waffen,
Gentechnik, Kernkraft, Fracking und riskanten Anlageformen haben uns
eben auch seit –45 vor größeren Katastrophen und Dummheiten bewahrt,
ätsch!
Diesen quasi vorsorgenden Charakter haben die aktuellen Top-Ängste
der Deutschen nicht. Man befürchtet Terroranschläge, zunehmenden
Extremismus und Spannungen durch ungeplante, ungeregelte Zuwanderung.
Anders als bei den Ängsten vor Veränderung kann Furcht diese
Bedrohungen nicht eindämmen. Zaudern und Zögern sind keine Option
mehr – Krisenmanagement und Ursachenbekämpfung sind gefragt.
Genau dies trauen zwei Drittel der Befragten den Politikern jedoch
nicht zu. Positiv kann dies zu mehr Eigenverantwortung führen: Dann
kümmern wir uns eben selbst um die Integration der Zuwanderer.
Negativ sind austernartige Isolationswünsche: Keinen mehr reinlassen
und bloß nicht am Krisenherd engagieren. Dann folgt der Angst die
Paranoia.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Zentraldesk
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de