Für Außenstehende ist es oft bemerkenswert, wie
lange sich Wirtschaftsstrafsachen hinziehen – wie im Fall Beluga.
2011 wurde Niels Stolberg wegen Betrugs angezeigt, bis heute ist
nicht klar, was genau in dem Unternehmen geschehen ist. Stolberg hat
Privatinsolvenz anmelden müssen, sein Privatvermögen wurde
eingefroren. Aber er ist auf freiem Fuß und Aufsichtsratsvorsitzender
der Green Sailing GmbH. Wie kann das sein? Das kann sein, weil für
ihn die Unschuldsvermutung gilt – ein hohes Gut der Rechtskultur, von
dem Überflieger nicht ausgenommen sind, nur weil die Volksseele sie
gerne fallen sieht. Wenn sie sich nachweislich etwas zu Schulden
kommen ließen, fallen sie auch, zwar eher später als früher, zwar
nicht alle, aber einige: Ex-Top-Manager Thomas Middelhoff, Ex-Baulöwe
Jürgen Schneider, Ex-Bayern-LB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, Friedrich
Carl Janssen (einst Sal Oppenheim). Denn die Aufklärungsquote bei
Wirtschaftsdelikten ist mit über 90 Prozent höher als man vielleicht
vermuten mag. Wenn es zu einem Prozess im Beluga-Verfahren kommen
wird, wird es im Urteil nicht darum gehen, wann er begann, sondern
allein wie akribisch ermittelt wurde.
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