Herausgekommen ist beim Besuch in Athen ein 
Balanceakt. Nette Sätze wie „Wir sind Freunde“ beim Treffen mit 
Regierungschef Antonis Samaras. Die Ankündigung, dass zwei unter 
deutscher Betreuung stehende EU-Projekte mit einem Volumen von 30 
Millionen Euro starten können. Und natürlich die Mahnung an die 
Gastgeber, beim Sparen nicht nachzulassen. Merkel hatte keine 
Geschenke im Gepäck, aber auch keine Daumenschrauben. Sie will 
Griechenlands Finanzen nicht gegen die Wand fahren lassen, sie will 
aber auch keine Rettung um jeden Preis. Die deutsche Regierungschefin
fährt weiter auf Sicht. Dass sie sich jetzt in Epizentrum der 
Euro-Krise wagte, hat Symbolkraft, zeugt angesichts der massiven 
Sicherheitsvorkehrungen auch von Mut. Aber warum erst jetzt? Wäre sie
sich vor zwei oder gar drei Jahren auf die Reise gemacht, hätte sie 
vielleicht mehr für Verständnis für das Verhalten der europäischen 
Partner, allen voran Deutschlands, gewinnen können. Und vielleicht 
hätte sie zumindest abfedern können, dass die Vorurteile auf beiden 
Seiten auf fruchtbaren Boden fallen konnten: hier der „faule“ 
Grieche, dort der „hässliche“ Deutsche mit seiner 
Oberlehrer-Mentalität.
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