Weser-Kurier: Zum Mittelweser-Ausbau schreibt Michael Lambek:

Es ist unfassbar, dass der Ausbau der Mittelweser
so viel mehr Zeit und Mittel beansprucht als ursprünglich kalkuliert
– und trotzdem bleibt angesichts verstopfter Straßen und überlasteter
Schienen die Nutzung der Weser für eine effektive Hinterlandanbindung
der bremischen Häfen richtig. Dass Bremen sich mit dem Segen des
Bundes jetzt aus der gemeinsamen Projektfinanzierung verabschieden
will, ist mit Blick auf die Bremer Haushaltslage nachvollziehbar. Mit
der Finanzlast verschwindet allerdings auch der einzige Vertrag, in
dem das Ausbauziel für die Mittelweser verbindlich verabredet ist.
Zurück bleibt ein Planfeststellungsbeschluss, der zwar einen Rahmen
für den Ausbau setzt, aber keinen verbindlichen Bauplan darstellt.
Unübersehbar – und im übrigen unbestritten – sind die Versuche des
Bundesverkehrsministeriums, den Aufwand für den Ausbau zu reduzieren.
Dabei hätte man allein aus den Haushaltsresten in Höhe von fast 200
Millionen Euro, die Ex-Verkehrsminister Ramsauer 2013 hinterlassen
hat, den Endausbau der Mittelweser viermal bezahlen können. Die Sorge
ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei den Einspar-Versuchen mit
Hilfe von rechnergestützten Verkehrssimulationen am Ende längere
Einbahnstrecken auf der Weser herauskommen als ursprünglich geplant.
Die Folge längerer Wartezeiten und häufigerer Fahrtunterbrechungen
könnte sein, dass die Reeder keine Großschiffe über die Weser
schicken, weil die Fahrtzeiten nicht mehr ausreichend genau
kalkulierbar sind. Die deutlichen Warnungen in diese Richtung sollte
man in Berlin nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es ist
nicht so, dass die Transportunternehmen keine Alternativen hätten.
Wenn sie ernst machen, wäre das bisher investierte Geld für
Großschleusen, Uferrückverlegungen und Begradigungen, insgesamt rund
240 Millionen Euro, versenkt – die Millionen aus Bremen inklusive.

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